Race Around Dänemark 2019

FINISHED – WINNER

Ultracycling ?  … das heisst „Velofahre, – eifach ä chli wyter“

Diese kurze Erklärung stimmt zwar, deckt aber nicht annähernd alle Aspekte dieses Sports ab. Für die Fahrer an einem solchen Event heisst es nicht nur zahlreiche, lange Trainingseinheiten outdoor oder ‚auf der Rolle’ zu absolvieren. Denn Ultracycling ist in der Kategorie  ‚solo supported’ eine Teamleistung. 

Also nahm auch vor diesem Anlass die Suche nach Begleitern einen entscheidenden Teil der Vorbereitung ein. Lassen sich genügend Personen von meiner Begeisterung anstecken – und sind sie bereit ihre Ferien ‚zu opfern’ und während dem Rennen auf Schlaf, Bequemlichkeit zu verzichten und die eigenen Bedürfnisse zurück zu stellen? – und dies motiviert und stets mit einem Lächeln?

Ich kann an dieser Stelle mit Freude schreiben, dass ich das Race around Denmark mit einem fantastischen Team bestreiten durfte !! Meiner stets gut gelaunten, konzentrierten und innovativen ‚Party-Truppe’ hiermit einen HERZLICHEN DANK !!

[ngg src=“galleries“ ids=“16″ display=“pro_mosaic“]

Nun aber zum Race around Denmark selbst:

Nach einem intensiven Trainingsmonat auf Teneriffa und einigen Kilometern/Stunden sonst auf dem Velo, ging es Ende Mai endlich los. Mit einem speziell ausgerüsteten Followcar, einem Wohnmobil, einem Haufen Material und allen Teammitgliedern fuhren wir Richtung Dänemark. Vor Ort hatten wir genug Zeit für die Vorbereitungen wie Followcar fertig aufbauen, einem Probetraining, Einkäufe erledigen, Meetings etc. 

Dann war es endlich so weit und ich durfte durch den Startbogen fahren – voller Freude und erwartungsvoll ! Ab sofort war meine Aufgabe ‚nur Velo fahren’, alles andere übernahm das Team. Im direkten Begleitfahrzeug heisst dies unter anderem meine Verpflegung sicher stellen, navigieren, Facebook-Einträge erstellen, Fotos machen, Musik und sonstige Unterhaltung für mich bereitstellen. Auch die Teammitglieder im Wohnmobil stehen voll im Einsatz mit Fahrzeug an den nächsten Treffpunkt bringen, einkaufen, tanken, Versorgung des Teams sicherstellen und die Zubereitung eines feinen Menus, wenn ich im Wohnmobil Pause machen durfte.

Immer wieder werde ich gefragt, ob es nach stundenlanger Fahrt auf dem Velo nicht irgendwann langweilig oder mühsam wird. Und was mir da die ganze Zeit durch den Kopf geht …. nein, langweilig wird es nie ! Ich geniesse die Natur, auch wenn es mal regnet und stürmt und ich beobachte meine Umgebung sehr genau. Zwischendurch plaudere ich mit meinen Begleitern via Headset, oder ich werde durch sie unterhalten. Nach dem Rennen hat mir das Team aber verraten, dass wohl ich teilweise die Crew ‚bespasst’ hätte. Naja, so bleibt es für alle unterhaltsam 😉

Die Streckenführung des Rennens führte uns einmal um Dänemark auf nur wenig befahrenen Strassen, vorbei an beeindruckenden Landschaften und durch schöne Dörfer. Obwohl Dänemark gemeinhin als flaches Land gilt, sammelten sich durch wiederkehrende kleine Steigungen die Höhenmeter auf insgesamt 8000. 

Die besondere Herausforderung dieses Jahr stellte der Wind dar, der zeitweise stürmisch von vorne oder der Seite blies. In solchen Momenten ist es wichtig den Fokus auf ein Zwischenziel zu setzen. In diesem Fall habe ich mich darauf konzentriert die 400 km an der stürmischen Westküste durchzuhalten bis die Route dort wieder ins Landesinnere abzweigt. Gerade während diesem anspruchsvollen Abschnitt zeigt sich die Wichtigkeit eines gut funktionierenden Teams. Durch die kräftezehrenden Bedingungen traten verschiedene Probleme auf (zB Magenkrämpfe, Müdigkeit, Defekte…), die jeweils durch den Einsatz aller gelöst wurden. Michi, als ideale Besetzung des Teamchefs, setzte mit mir die Zwischenziele und die ökonomischste Fahrtaktik an die erschwerten Bedingungen fest und sicherte so ein Fortkommen. 

Und siehe da, das Zwischenziel – das Überstehen der Westküste – war erreicht….. danach erhielt ich die Rückmeldung vom Team, dass es aussehe, als rolle es von selbst – ruhig und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. 

Ich kann bestätigen, dass es sich immer besser anfühlte, je länger das Rennen lief.

Dank der überlegten Fahrweise, konnte ich zu dem Zeitpunkt auch die Führung im Rennen wieder übernehmen. Je länger das Rennen andauerte, desto weniger Probleme traten auf und ich konnte den Vorsprung nach und nach weiter ausbauen. Das Highlight war schliesslich die letzte Etappe. Auf dem Papier die Schwierigste mit den meisten Höhenmetern, für mich jedoch die Abwechslungsreichste mit einigen Motivationseinlagen des Team’s. Für mich war klar – das Rennen war härter als erwartet. Vom Veranstalter wurde bestätigt – es war das Rennen mit den bisher schwierigsten Bedingungen. 

Trotzdem war ich natürlich überglücklich als ich die Ziellinie nach nicht ganz 80 Stunden überfahren durfte. Und dann noch als erster in meiner Kategorie und als einziger „Nichtdäne“ ! Bereits auf der Strecke gab es die eine oder andere Showeinlage des Teams – so verwundert es nicht, dass sie mir eine grandios gestaltete Zieleinfahrt mit Gänsehautfeeling ermöglichten.   

Neben dem Dank ans Team möchte ich mich auf für das Interesse der Beobachter und  für die zahlreichen Facebook-Einträge vor- und während dem Rennen herzlich bedanken.

Eckdaten:

1535 km / 79 h 32 m 30 s Gesamtzeit / davon 6 Stunden Schlaf

TEAM HALLER

Tamara Müller, Karin Loop, Michi Egger, Denise Romer, Nadia Boccadamo, Carlo Haller, Gudrun Haller, Michi Habegger , Riccarda Habegger

www.racearounddenmark.org